Warum Ihre Lebensversicherung weiter sicher ist
„Lebensversicherer wackeln“ – titelte Mitte Juli die „Bild“-Zeitung. Eine Studie der Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten (BdV) war Auslöser für den Bericht mit dieser beunruhigenden Überschrift. Gemeinsam mit Zielke Research Consult veröffentlichten die Verbraucherschützer ein paar Tage zuvor eine Analyse der aktuellen Solvenzberichte der Lebensversicherer –und sorgten damit für Verunsicherung bei vielen Sparern.
Die Analysten zogen das Fazit, dass „die Lage der Lebensversicherer angespannt“ sei. Es würden sich große Unterschiede in den „Solvenzquoten, der Gewinnerwartung, dem Überschussfonds und der Risikomarge“ zeigen, hieß es weiter. „Die Branche driftet auseinander“, warnte BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein. Mehr als jedes vierte untersuchte Unternehmen habe „ernste Probleme“. Konkret würden 22 der 84 Versicherer über eine zu geringe Solvenz verfügen oder eine negative Gewinnerwartung ausweisen.
Versicherungsverband GDV hält dagegen
Die Schlussfolgerungen, die der BdV aus den Zahlen ziehe, seien „nicht ausreichend begründet“. Sie blieben „wie im Vorjahr intransparent“, kontert der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Die Solvenzberichte der Versicherer würden sich an Fachleute richten und seien teilweise falsch interpretiert worden.
Richtig sei, dass „Lebensversicherungen nach wie vor geeignet für die Altersvorsorge“ seien und „lebenslange Sicherheit bieten“. Jeder Lebensversicherer verfüge über „ausreichend Eigenmittel und Sicherheitspuffer im gesetzlich geforderten Umfang“ – und mehr. „Im Mittel stellen sie das Doppelte oder Dreifache der gesetzlich geforderten Eigenmittel bereit“, betont der Verband. Die Solvenzlage der Lebensversicherer sei „nachweislich besser als vom BdV dargestellt“.
Der BdV nennt die GDV-Antwort „wirr und arrogant“
In seinem Blog „Kleinleins Klartext“ lässt Axel Kleinlein daraufhin erneut kein gutes Haar an den Argumenten des Branchenverbandes. „Wirr, arrogant und ein Schuss ins Knie“ kam seine Retourkutsche postwendend. Es fehle in dem „eigenartigen Statement“ an „handfesten Argumenten mit kritischem Sachverstand“.
Und was sagt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) zu der BdV-Aussage, viele Lebensversicherer würden wanken? Gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ äußerte sich eine Bafin-Sprecherin, dass „wesentliche Aspekte der Berechnung der Kapitalausstattung der Versicherer“ in der BdV-Zielke-Studie ausgeblendet worden seien. Daher wolle sie nicht näher auf die Analyse eingehen.
Die Solvenzquoten der deutschen Lebensversicherer seien „robust – auch im internationalen Vergleich“. Alle Lebensversicherer würden die Ansprüche ihrer Kunden erfüllen können. Jedoch stelle das andauernde Niedrigzinsumfeld sowie ganz aktuell die Corona-Krise die Lebensversicherer vor Herausforderungen.
Die Versicherer müssen die höheren Garantieverpflichtungen erfüllen und sind zeitgleich überwiegend in Zinspapieren investiert. Diese wiederum werfen nicht ausreichend Ertrag ab. Unternehmen, die früh genug alternative Anlagen gewählt haben, profitieren von stetigen und attraktiveren Erträgen. Sie stehen daher besser da als andere.
20 Unternehmen der Branche hat die Bafin nach Aussage der Sprecherin gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ derzeit „unter intensivierter Aufsicht“. Das heißt, die Bafin fordert von den Unternehmen mehr Informationen an. Zudem spricht die Behörde mit ihnen über Maßnahmen, wie die finanzielle Lage verbessert werden kann.
Was bedeutet dieser Schlagabtausch aber für die Kunden?
Selbst wenn ein Lebensversicherer ernsthaft ins Wanken und gar in die Insolvenz geraten sollte, besteht kein Grund zur Sorge. Alle in Deutschland ansässigen Lebensversicherer sind gesetzlich verpflichtet, Mitglied in der Auffanggesellschaft Protektor zu sein.
Dort werden alle Lebensversicherungsverträge, sollte der Sicherungsfall tatsächlich eintreten, von Protektor unverändert weitergeführt. Um das sicherzustellen, müssen alle Mitglieder Jahresbeträge in Höhe von maximal 0,2 Promille der versicherungstechnischen Netto-Rückstellungen zahlen, bis ein Sicherungsvermögen von einem Promille erreicht ist. Das sind aktuell rund 1.038 Millionen Euro.
Reicht das nicht aus, kann Protektor von seinen Mitgliedern noch einmal Sonderbeiträge von insgesamt einem Promille der versicherungstechnischen Netto-Rückstellungen einfordern. Ist selbst das nicht genug, kann die Bafin die Verpflichtungen aus den Verträgen um bis zu 5 Prozent der vertraglich garantierten Leistungen herabsetzen. Und wenn auch das nicht reicht, hat sich die Lebensversicherungsbranche verpflichtet, weiteres Geld zur Verfügung zu stellen. Kurzum: Lebensversicherungsverträge in Deutschland sind sicher.