Was sie leistet und wer sie braucht

Die meisten Unfälle passieren im HaushaltPixabay

Private Unfallversicherung

Was sie leistet und wer sie braucht

Herdplatte oder Hefttacker, Fensterputzen versus Windows 10. In punkto Sicherheit istdie Lage eindeutig. Die meisten Unfälle passieren nicht im Büro, sondern im Haushalt. Gefolgt von Sport- und Freizeitunfällen. Laut Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) sind es zusammengerechnet ganze 70 Prozent Freizeitunfälle, die nicht über die gesetzliche Unfallversicherung abgesichert sind. Doch sollte man deshalb gleich eine private Unfallversicherung abschließen?

Von Anette Bierbaum | Druckansicht

Wie notwendig ist der private Unfall-Versicherungsschutz?

Ob Manager, Bankkauffrau oder Verkäufer. Gesetzlich abgesichert sind alle drei nur bei Verletzungen, die sie sich während der Arbeitszeit oder auf dem Arbeitsweg zuziehen. Mal ganz abgesehen von ihren Kindern: denn auch diese bewegen sich ja tagtäglich im Straßenverkehr, fahren zur Schule oder zum Kindergarten, stürzen zuweilen von Bäumen oder vom Skateboard oder verletzen sich beim Fußball-Training. In all diesen Fällen sind die Familienmitglieder nicht unfallversichert.

Besonders dann, wenn Eltern oder Kinder durch einen Unfall während der Freizeit dauerhaft zu Schaden kommen, bedeutet das häufig ein finanzielles Desaster. Ganz zu schweigen von den massiven gesundheitlichen und psychischen Folgen. Die Unfallfolgen können beispielsweise Umbauarbeiten am Haus notwendig machen. Bei einer Querschnittslähmung muss ein neues Auto beschafft werden oder die Unterstützung einer speziellen Pflegekraft sichergestellt sein.  Bei einem Durchschnittseinkommen wird es da schnell eng und eine private Unfallversicherung ist eine Überlegung wert. Denn sie schließt eben diese finanzielle Lücke. Beispielsweise beinhaltet der private Unfall-Versicherungsschutz die Kosten für aufwändige Therapien, Kosten für eine Haushaltshilfe oder den barrierefreien Umbau des Eigenheims.

Für Versicherungen kein Beinbruch

Der Haken an der Sache, die Versicherung zahlt nur dann, wenn ein Unfall einen bleibenden körperlichen Schaden verursacht – und das ist laut Statistischem Bundesamt bei weniger als zwei Prozent der Unfälle zutreffend. Wenn das Kind aufgrund einer Sportverletzung über Wochen gepflegt und zum Arzt gefahren werden muss, ist das aus Versicherungssicht kein „Beinbruch“. Deswegen werden in diesem Fall keine Leistungen aus der privaten Unfallversicherung gezahlt. Was viele nicht wissen: Hauptursachen einer Invalidität sind gerade bei Kindern nicht Unfälle, sondern Krankheiten. Eine passende Alternative zur Unfallversicherung wäre daher eine Invaliditätsversicherung, die auch bei Krankheit zahlt.

Für wen macht eine Unfallversicherung Sinn?

Wie sinnvoll der private Unfallschutz ist, diese Frage stellen sich neben Familien besonders sportlich Aktive – allen voran Wintersportler, die damit im Fall der Fälle abgesichert wären. Laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) werden in jeder Skisaison rund 40.000 Skifahrer aus Deutschland ärztlich behandelt. 20 Prozent aller gemeldeten Sportunfälle passieren auf der Ski- oder Snowboardpiste. Auch wer am Wochenende privat mit seinem Motorrad die Straßen unsicher macht, hat mit großer Wahrscheinlichkeit schon über eine Unfallversicherung nachgedacht. Hier macht die Versicherung ebenso Sinn wie bei Personen, die gern und viel mit dem Auto unterwegs sind.

Allerdings übernimmt die Unfallversicherung auch hier nur die Kosten, wenn es durch einen Unfall zu einem dauerhaften Schaden kommt. Dauerhaft heißt in dem Fall, dass dieser voraussichtlich länger als drei Jahre bestehen bleibt. Wer nach einem Motorradsturz oder Autounfall „nur“ ein halbes Jahr im Krankenhaus liegt, ist über die private Unfallversicherung nicht abgesichert. Falls nach einem Reha-Aufenthalt ein bleibender Schaden wie etwa eine Knieverletzung zu erwarten ist, zahlt die Unfallversicherung immerhin einen Teil der versicherten Summe.

Rentner und Hausfrauen/-Männer verbringen im Vergleich zu Arbeitnehmern viel Zeit zuhause – einem vergleichsweise gefährlichen Pflaster. Hier passieren die meisten Unfälle, für die die gesetzliche Unfallversicherung nicht aufkommt. Und nicht nur das: Laut Statistischem Bundesamt starben 2017 dreimal mehr Menschen durch Unfälle im Haushalt als im Verkehr. Wer allerdings ohne erkennbaren Grund ausrutscht und sich den Oberschenkelhals bricht, ist nicht automatisch unfallversichert. Denn als „Unfall“ gilt nur ein plötzlich von außen auf den Körper einwirkendes Ereignis.

Unfallversicherung versus Berufsunfähigkeitsversicherung

Wenn berufstätige Versicherungsnehmer sich zwischen der einen oder anderen Versicherung entscheiden müssen, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) die bessere Wahl. Die BU zahlt auch, wenn Sie ihrem Beruf für mindestens sechs Monate nicht nachgehen können – und das nicht nur bei Unfällen, sondern auch, falls sie wegen körperlichen und psychischen Gründen (wie etwa Burnout und Depression) ausfallen. Hinzu kommt, dass eine Krankheit die weitaus wahrscheinlichere Ursache für eine Berufsunfähigkeit ist als ein Unfall. Und auch die meisten Schwerbehinderungen entstehen nicht infolge eines Unfalls, sondern durch Krankheiten (85 Prozent). Wenn eine BU nicht infrage kommt, ist eine Unfallversicherung sicherlich besser als gar kein Schutz. Sie sollten sich aber immer von einem fachkundigen Versicherungsberater oder Makler beraten lassen, was für ihre Situation passend ist.

Autorin:

Anette Bierbaum

Anette Bierbaum ist freie Redakteurin. Die gelernte PR-Fachfrau unterstützt seit über zehn Jahren Medienhäuser, PR-Agenturen und redaktionell geprägte Content-Plattformen.