So stärkt die Private Krankenversicherung das Gesundheitssystem

MRT-Untersuchung: Durch den Mehrumsatz finanzieren PKV-Versicherte den medizinischen Fortschritt mit.Freepik

12 Milliarden Mehrumsatz

So stärkt die Private Krankenversicherung das Gesundheitssystem

Mit dem sogenannten Mehrumsatz finanzieren Privatversicherte das deutsche Gesundheitssystem überproportional mit. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). Demnach lag der jährliche Mehrumsatz zuletzt bei fast 12 Milliarden Euro. Wir erklären, was das konkret bedeutet.

Von Achim Nixdorf | Druckansicht

Ohne Privatpatienten gingen dem Gesundheitssystem jedes Jahr knapp 11,7 Milliarden Euro verloren. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftlichen Instituts der PKV (WIP). Demnach flossen im Jahr 2021 auf Basis der neuesten vorliegenden Daten 39,51 Milliarden Euro durch Privatpatienten in das deutsche Gesundheitssystem. Im Vergleich zu GKV-Versicherten entspricht das einem Mehrumsatz von genau 11,68 Milliarden Euro, also knapp 12 Milliarden Euro.

Zum Hintergrund: In Deutschland können alle Patienten auf ein gemeinsames Versorgungssystem aus Ärzten, Krankenhäusern und Apotheken zurückgreifen. Da jedoch für Privatversicherte unter anderem die Behandlungskosten ohne Budgetgrenzen erstattet werden, zahlen sie für viele medizinische Leistungen höhere Honorare. Diese Mehrzahlungen ermöglichen es zum Beispiel Ärzten und Krankenhäusern, in moderne Geräte und mehr Personal zu investieren.

Abweichend davon werden in der stationären Versorgung die Leistungen in beiden Versicherungszweigen nach dem Fallpauschalensystem einheitlich abgerechnet. Hier können sich gegebenenfalls Unterschiede durch Wahlleistungen (Chefarztbehandlungen etc.) ergeben. Abweichende Regularien existieren darüber hinaus auch bei Arzneimitteln sowie bei Heil- und Hilfsmitteln.

Niedergelassene Ärzte profitieren besonders

Laut WIP ist der Mehrumsatz daher insbesondere im Bereich der ambulanten Versorgung erheblich. Die Arztpraxen müssten danach ohne Privatversicherung jährlich auf 6,74 Milliarden Euro verzichten. Umgerechnet sind das durchschnittlich fast 59.000 Euro pro Jahr, die je niedergelassenem Arzt fehlen würden. Das entspreche, so heißt es in der Studie, zum Beispiel dem Einkommen von durchschnittlich 1,75 Medizinischen Fachangestellten, die eine Praxis dann nicht mehr beschäftigen könnte.

Die Bedeutung der Privatversicherten für die niedergelassenen Ärzte zeige sich auch darin, dass 20,4 Prozent der Gesamteinnahmen der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte auf PKV-Versicherte entfielen – und dies bei einem Versichertenanteil von 10,5 Prozent. Und davon profitierten entgegen einem verbreiteten Klischee Arztpraxen auf dem Land und in strukturschwachen Gebieten beträchtlich viel mehr als in den „reichen“ Städten.

Mehrumsatz kommt allen zugute

Das Fazit der WIP-Analyse: PKV-Versicherte spielen für alle Leistungserbringer im Gesundheitswesen eine wichtige Rolle. Der Mehrumsatz der PKV-Versicherten (also der zusätzliche Erlös im Vergleich zu einer Abrechnung als GKV-Versicherte) ermöglicht Investitionen in die medizinische Infrastruktur und in die Einstellung von medizinischem Fachpersonal, die der gesamten Bevölkerung Deutschlands zugutekommen.

Autor:

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.