Sicherungsvermögen – Wie Versicherer Kapital anlegen

Anzeigetafel im Handelssaal der Wertpapierbörse in Frankfurt am Main: 2016 investierten die Versicherer die Kundengelder zum allergrößten Teil in Rentenpapiere.© Getty Images

Sicherungsvermögen

Wie Versicherer Kapital anlegen

Auch bei Fondspolicen spielt das Sicherungsvermögen der Versicherer mitunter eine Rolle, um Garantien und Sicherheitsbausteine darzustellen. Wie gehen die Versicherer aber eigentlich bei der Kapitalanlage vor? Und welche Regeln müssen sie dabei beachten? Hier erfahren Sie es.

Von Manila Klafack | Druckansicht

Viele Menschen wünschen sich von ihrem Altersvorsorgeprodukt gute Ertragschancen, aber auch ein gewisses Maß an Sicherheit. Um beispielsweise Beitragsgarantien, Höchststandabsicherungen sowie ein Anlauf- oder Ablaufmanagement in ihren Tarifen umzusetzen, setzen die Versicherer oft auf ihr eigenes Kapitalanlagegeschick und nutzen das eigene Sicherungsvermögen. Das ist oft billiger und einfacher, als etwa Garantiefonds zu diesem Zweck einzusetzen.

2015 verwalteten die Gesellschaften knapp 1.500 Milliarden Euro Kapitalanlagen, zeigt das Statistische Taschenbuch des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Dabei sind sie strengen Regeln unterworfen, über deren Einhaltung die Finanzaufsicht Bafin wacht. Zu den maßgeblichen Gesetzen und Verordnungen zählen die Anlageverordnung (AnlV), das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) und das Vermögensanlagegesetz (VermAnlG).

Paragraf 2 der AnlV etwa nennt detailliert die zulässigen Anlagen, in die Versicherer das Geld der Kunden investieren dürfen. Dazu gehören vor allem sichere Papiere wie Staatsanleihen europäischer Staaten oder Deutschlands, Unternehmensanleihen mit guter Bonität sowie Immobilien.

Mit knapp 86 Prozent investierten die Versicherer im Jahr 2016 die Kundengelder zum allergrößten Teil in Rentenpapiere. Aktien machten laut GDV nur einen vergleichsweise kleinen Teil aus. Branchenweit lag der Anteil bei 4,4 Prozent.

Wegen des andauernden Niedrigzinsumfelds stellt das überwiegende Investment in Anleihen allerdings ein Problem dar – die Erträge gehen zurück. Wie gehen die Versicherer damit um? Sie suchen nach gut rentierenden Anlagen und gehen dort stärker rein. Beispiel Unternehmensanleihen. Machten diese Ende 2007 erst 1,1 Prozent des gesamten Kapitalbestands der deutschen Erstversicherer aus, so lag ihr Anteil im dritten Quartal 2014 schon bei 3 Prozent. Inklusive der über Fonds gehaltenen Unternehmensanleihen stieg der Anteil sogar auf 10 Prozent, berichtet der GDV. Aber auch Infrastrukturinvestments stehen zunehmend im Fokus der Versicherer. Dazu gehören etwa Anlagen in Windparks oder Fotovoltaik-Anlagen.

Eine gewichtige Rolle bei den Kapitalanlage-Entscheidungen der Versicherer spielt seit neuestem auch die EU-Richtlinie Solvency II. Die Versicherer müssen jährlich eine ausreichende Deckung ihrer Investitionen durch Eigenkapital nachweisen. Diese Mittel müssen so hoch sein, dass sie selbst Großschäden wie Naturkatastrophen und extreme Geschehnisse an den Kapitalmärkten auffangen können. Die Höhe des Eigenkapitals des einzelnen Unternehmens hängt dabei von den Risiken und Verpflichtungen, die es eingeht. Ist etwa der Aktienanteil im Sicherungsvermögen niedrig, muss der Versicherer dafür auf weniger Eigenmittel vorhalten. Die wichtigsten Sollgrößen dafür sind die Solvenzkapitalanforderung (SCR) und die Mindestkapitalanforderung (MCR). Unterschreitet das Eigenkapital die Anforderungen, verlangt die Aufsichtsbehörde das Einleiten von Maßnahmen, um das Risiko zu verringern.

Doch auch der Kunde oder sein Makler können Einfluss auf die Anlage der eingezahlten Beiträge nehmen, vorausgesetzt die Produkte lassen das zu. Denn niemand fährt gerne in eine Sackgasse ohne Wendemöglichkeit. Bei dynamischen Hybriden steuern Algorithmen die Gewichtung der Anlagetöpfe untereinander. Wegen der aktuell niedrigen Zinsen und der Bauart dieser Hybride sind sie hoch im klassischen Sicherungsvermögen investiert. Paradoxerweise geht damit die Entwicklung der Aktienmärkte an den Versicherten größtenteils vorbei. Es gibt jedoch auch Produkte, bei den Kunden und Makler Einfluss nehmen können. Je nach persönlicher Risikobereitschaft kann der Versicherte neben den Zinsen aus dem klassischen Sicherungsvermögen auch gezielt in Fonds oder ETFs investieren.

Autorin:

Manila Klafack

Manila Klafack ist freie Journalistin und Diplom-Kauffrau und schreibt seit 2016 für Pfefferminzia. Nach ihrer Ausbildung als Redakteurin verantwortete sie in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.