Private Pflegeversicherung: Warum die Beiträge jetzt steigen und was Versicherte tun können

Nachrechnen lohnt sich: Die Beiträge für private Pflegeversicherungen sind teilweise drastisch gestiegen.Bearfotos / Freepik

Private Pflegeversicherung

Warum die Beiträge jetzt steigen und was Versicherte tun können

Die Beiträge für private Pflegeversicherungen sind teilweise sprunghaft angestiegen, sehr zum Ärger vieler Kunden. In mehreren Fällen hätten Versicherungen die Beitragssätze um 50 bis 70 Prozent erhöht, teils um bis zu 110 Prozent, berichten Verbraucherschützer.

Von Oliver Lepold | Druckansicht

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht in der Regel nicht aus, um die tatsächlichen Kosten für eine professionelle Versorgung erkrankter Menschen abzudecken. Deshalb bieten viele Versicherer private Pflegeversicherungen an, die die Finanzierungslücke schließen sollen.

3,5 Millionen Menschen haben in Deutschland eine solche Police abgeschlossen, entweder als Pflegetagegeld- oder als Pflegerentenversicherung. Der Staat gewährt Zuschüsse, wenn die Police in Form des sogenannten Pflege-Bahrs gewählt wird. Das ist eine staatlich geförderte Pflegetagegeldversicherung, für die keine Gesundheitsprüfung notwendig ist.

Die Beiträge für private Pflegezusatzversicherungen sind jedoch in diesem Jahr kräftig angestiegen, was viele Versicherte nachhaltig verärgert. Denn auf der anderen Seite sind keine neuen Leistungen damit verbunden. Wie kann das sein?

Versicherer verweisen auf steigende Kosten

Die Private Pflegezusatzversicherung darf die Beiträge in der Regel nur dann anpassen, wenn ihre Ausgaben real gestiegen sind. Dazu werden die Kosten für die erforderlichen Leistungen mit den kalkulierten Kosten verglichen. Und zwar im Nachhinein, nicht vorbeugend. Wenn eine dauerhafte Abweichung von mindestens 5 Prozent errechnet wird, darf der Versicherer die Beiträge entsprechend erhöhen. Das gilt auch dann, wenn die Lebenserwartung um mehr als 5 Prozent von der ursprünglich kalkulierten abweicht.

Beide Schwellenwerte sind aus Sicht viele Versicherer längst erreicht. So seien etwa durch das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz oder durch den Wechsel der Pflegestufen zu Pflegegraden deutliche Mehrkosten entstanden, argumentieren sie. Zusätzlich belastet werden die Anbieter durch die Niedrigzinsphase.

Manche Pflegetarife bilden Altersrückstellungen über eine kapitalgedeckte Vorsorge für die im höheren Alter erwarteten steigenden Pflegekosten. Die dauerhaft niedrigen Zinsen wirken sich so nachteilig auf die Beitragshöhe aus.

Nachteile bei Vertragskündigung

Was können Betroffene nun tun? Erfolgt eine Beitragserhöhung kann der Vertrag eigentlich außerordentlich gekündigt werden. Doch das ist nicht unbedingt ratsam, weil beim Wechsel zu einem anderen Anbieter in der Regel eine neue Gesundheitsprüfung absolviert werden muss. Falls der bisherige Tarif Altersrückstellungen vorsah, ist außerdem zu prüfen, ob diese zu einem neuen Anbieter in voller Höhe oder teilweise übertragen werden können. Tipp: Sofern der Versicherer mehrere Tarife hat, könnte ein Wechsel in einen günstigeren Tarif eine alternative Option sein.

Autor:

Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Das Investment, Pfefferminzia und private banking magazin.