Geld anlegen mit gutem Gewissen: So arbeiten nachhaltige ETFs

Immer mehr Anleger möchten, dass ihre Investments der Umwelt zugute kommen.Pixabay

Geld anlegen mit gutem Gewissen

So arbeiten nachhaltige ETFs

Vielen Privatanlegern geht es bei Investments nicht mehr nur allein um die Rendite. Sie wollen ihr Geld nicht in Unternehmen stecken, die Gewinne auf Kosten der Umwelt oder der Gesundheit von Menschen machen. Nachhaltige ETFs erfüllen diese Forderung. Sie eröffnen Anlegern die Möglichkeit, ihr Geld sozial- und umweltverträglich zu vermehren. Lesen Sie hier, was nachhaltige ETFs sind, wie sie arbeiten und worauf Sie bei der Geldanlage in ETFs achten müssen.

Von Jens Lehmann | Druckansicht

Nachhaltige ETFs (exchance-traded Funds) sind Indexfonds, die frei an der Börse gehandelt werden können, oft sind sie sogar verfügbar in Fondspolicen. Sie enthalten Aktien von Unternehmen, die schonend mit der Umwelt umgehen und die sozialen Belange ihrer Beschäftigten und Lieferanten achten. Im Kern müssen die im Index vertretenen Unternehmen ihre Geschäftspolitik an den drei so genannten ESG-Nachhaltigkeitskriterien ausrichten:

  • Umwelt- und Klimaschutz (Environment)
  • Berücksichtigung sozialer Belange der Beschäftigten wie Arbeitsbedingungen und Bezahlung (Social)
  • transparente, faire Unternehmensführung (Government)

Nachhaltige ETFs: grüner, sozialer, ethischer und günstig

Ausgeschlossen sind demnach beispielsweise Wertpapiere von Waffenproduzenten, Firmen die Kinderarbeit zulassen oder Energieunternehmen, die ihre Gewinne mit fossilen Brennstoffen wie Kohle oder Öl erzielen sind stark begrenzt. Auch Investitionen in Branchen wie Glücksspiel, Alkohol, Tabak oder Gentechnik sind tabu.

Nachhaltige ETFs bilden somit eine Auswahl der im Index-Original enthaltenen Wertpapiere der Unternehmen ab. Dadurch unterscheiden sich nachhaltige von konventionellen ETFs, die jeweils einen kompletten Aktienindex wie den Deutschen Aktienindex (DAX) oder den US-Börsenindex Dow Jones abbilden. Ob die im Index enthaltenen Unternehmen ethische und ökologische Standards einhalten, spielt bei herkömmlichen ETFs keine Rolle.

Was kosten nachhaltige ETFs?

Alle ETFs haben gemeinsam, dass sie im Gegensatz zu gewöhnlichen Fonds nicht aktiv von einem Fondsmanager verwaltet werden. Stattdessen ist das Aktienpaket anhand vorgegebener Kriterien zusammengestellt. Das macht das Investment in nachhaltige ETFs besonders günstig. Die Verwaltungsgebühren liegen meist nur zwischen 0,2 und 0,5 Prozent der Investitionssumme. Zum Vergleich: Bei aktiv gemanagten Fonds werden bis zu 2,5 Prozent fällig. Auf lange Sicht tragen die niedrigen Kosten erheblich zur Rendite bei.

Nachhaltige ETFs sind somit nicht nur aus ökologischen, sondern auch aus Kostengründen interessant. Die dennoch breite Streuung des Anlagekapitals im ETF bringt zudem mehr Anlagesicherheit – es kann auch Vorteile haben, nicht alle Wertpapiere des Index-Originals zu halten – man denke nur an den Dieselskandal. Dank der Verteilung des Geldes auf mehrere Branchen und eine Vielzahl von Aktien sind ETF-Anleger vor größeren Verlusten geschützt. Ein Vorteil gegenüber punktuellen Geldanlagen in einzelne nachhaltige Projekte wie Windräder, Solaranlagen oder Aufforstungen. Hier hängt das Investment vom Erfolg nur eines Projekts ab.

So gehen Sie bei der Auswahl nachhaltiger ETFs vor

Dennoch eignen sich nicht alle nachhaltigen ETFs für eine sichere Geldanlage. Einige Fonds legen besonders strenge Nachhaltigkeitskriterien an und sortieren so viele Aktien aus, dass sie nur noch sehr wenige Wertpapiere bündeln. Andere enthalten nur Wertpapiere einzelner Branchen. Die geringere Streuung des Anlagekapitals erhöht jedoch das Verlustrisiko für Investoren. Darum sollten Privatinvestoren die Zusammensetzung nachhaltiger ETFs genau prüfen. Als Faustformel für die Auswahl des richtigen ETF gilt: Je mehr Einzelwerte und verschiedene Branchen der Fonds enthält, desto sicherer ist das Geld.

Ein weiteres wichtiges Auswahlkriterium ist die Größe des Fonds. Ideal sind nachhaltige ETFs, die Aktienwerte von mindestens 100 Millionen Euro enthalten. Kleinere ETFs mit einem geringeren Volumen können häufig nicht wirtschaftlich betrieben werden. Das erhöht die Gefahr, dass die Fondsgesellschaft sie schließt und liquidiert. Die Vermögenswerte werden dann anteilig ausgeschüttet. Dabei können Anlegern Verluste entstehen und sie müssen sich eine Alternative suchen.

Was macht einen guten nachhaltigen ETF aus?

Verlustsicherer sind dagegen breit aufgestellte nachhaltige ETF, die sich schon mindestens fünf Jahre am Markt behauptet haben und eine gute Wertentwicklung vorweisen können. In der Regel sind durchschnittlich 8 bis 10 Prozent Wertzuwachs pro Jahr möglich, aber nicht garantiert.

Die Fonds picken sich beispielsweise die Aktien aus großen Aktienindizes heraus, beispielsweise aus dem US-Börsenbarometer Dow Jones oder dem MSCI World, die den Nachhaltigkeitskriterien standhalten. Dieser internationale Index enthält im Original Aktien von mehr als 1600 Top-Unternehmen aus 23 Industriestaaten. Entsprechend bündeln auch nachhaltige ETFs, deren Basis der MSCI World ist, eine Vielzahl von Aktien nachhaltig arbeitender Unternehmen. Das Anlagekapital ist breit gestreut. Bis hin zur Variante, die auch klare Regeln vorgibt für Investitionen in Unternehmen, die fossile Brennstoffe abbauen, fördern oder daraus Energie erzeugen. Diese Auswahl ist strenger als bei ESG und hat dennoch eine breite Streuung von 375 Aktien und ist mit dem Kürzel „SRI“ also Social Resposebility Investing unterwegs.

Das bringt Sicherheit – und ein gutes Gewissen für Privatanleger. Denn mögliche Gewinne gehen nicht auf Kosten anderer oder der Umwelt.

Autor:

Jens Lehmann

Jens Lehmann ist diplomierter Publizist und Betriebswirt und arbeitet als freier Journalist und Autor in Hamburg. Er ist thematisch auf Wirtschafts-, Finanz- und Mobilitätsthemen spezialisiert. Seine Beiträge erscheinen in Publikationen großer Zeitungsverlage, Unternehmensveröffentlichungen sowie bei Pfefferminzia.de.