Was ein kompetentes Immunsystem auszeichnet
In den Medienberichten zu COVID-19 wird teilweise vom Problem eines überschießenden Immunsystems gesprochen. Hier sind die Immunzellen so aktiv, dass in der Lunge immer mehr Schleim produziert wird. Wird dies vom Körper nicht rechtzeitig gestoppt, kann es passieren, dass der Patient auf die Intensivstation kommt und beatmet werden muss. Zum Glück passiert das nur bei einem geringen Teil der Betroffen. In über 80 Prozent der aktuellen Fälle verläuft die Erkrankung eher mild. Doch woran liegt es, dass das Immunsystem überreagiert? Wieso können sich auch vermeintlich gesunde Menschen mittleren Alters mit dem Virus infizieren?
Ein kompetentes und starkes Immunsystem zeichnet sich nicht dadurch aus, dass es im Körper alles mit voller Wucht attackiert und immer weiter aktiviert wird. Vielmehr bedeutet ein kompetentes Immunsystem, dass es zum einen überhaupt reagiert. Zum anderen, dass es zum richtigen Zeitpunkt wieder gestoppt, beziehungsweise herunter reguliert wird. Nur so kann der Fokus auf Geweberegeneration und damit auch auf Heilung gelegt werden.
Sowohl für die Aktivierung als auch das Herunterfahren sind Stoffe notwendig, die der Körper ausschüttet – sogenannte Zytokine. Hiervon gibt es proentzündliche und antientzündliche. Die erstgenannten locken Immunzellen an und aktivieren diese. Die antientzündlichen Zytokine beruhigen das Immunsystem wieder zur rechten Zeit. Das Immunsystem wird also moduliert, damit es einerseits reagiert, andererseits aber nicht übertreibt. Proentzündliche Zytokine lösen also eine Entzündungsreaktion aus. Hier ist zwischen einer akuten Heilentzündung und einer chronischen, stillen Entzündung zu unterscheiden. Liegt eine Verletzung oder eine Infektion vor, läuft die Heilentzündung ab.
Enzyme spielen eine große Rolle
Wurde eine Heilentzündung aktiviert, muss nach einigen Tagen das Immunsystem wieder beruhigt werden. Damit die antientzündlichen Zytokine ausgeschüttet werden können, müssen jedoch zunächst die proentzündlichen gebunden und aus dem Körper ausgeschieden werden. Hierfür ist eine Art Transporter-Protein zuständig. Dieses kann Zytokine aber nur aufnehmen, wenn es vorher durch Enzyme aktiviert wurde.
Wir können uns das wie bei einem Laster vorstellen. Damit dieser Ladung aufnehmen und abtransportieren kann, muss erst ein Bagger den LKW beladen. Genau das ist die Aufgabe von sogenannten proteolytischen Enzymen. Diese aktivieren das Protein mit Namen 𝛂-2-Makroglobulin, sodass es die Zytokine binden und zur Ausleitung aus dem Körper abtransportieren kann. Je älter der Mensch jedoch wird, desto mehr sinkt dessen Enzym-Konzentration (Proteolytische Serumkonzentration PSA) im Blut.
Etwa ab dem 40. Lebensjahr fällt die Konzentration spürbar. Das ist mit einer der Gründe, weshalb Verletzungen bei älteren Menschen schlechter heilen, als bei Kindern. Genau das ist auch der Grund, weshalb ältere Menschen sowohl bei der jährlichen Influenza als auch beim aktuellen Corona-Virus zu jenen gehören, bei denen die Erkrankung massiver verlaufen und im schlimmsten Fall auch tödlich enden kann.
Warum können auch gesunde Sportler betroffen sein?
Stellt sich nun die Frage, weshalb auch Menschen mittleren Alters von Komplikationen betroffen sein können, selbst vermeintlich gesunde Sportler? Hier gibt es mehrere Gründe. Gerade Menschen mittleren Alters, vor allem Männer, gehören oft zu einem Personenkreis, der besonders ehrgeizig ist. Berufliche Ziele werden verfolgt, parallel gibt es vielleicht auch noch eine Familie, um die sich gekümmert werden muss. Das kann zu einer chronisch erhöhten Stressbelastung führen.
Während in einer akuten Gefahrensituation, auch das ist Stress, das Immunsystem aktiviert wird, unterdrückt chronischer Stress das Immunsystem. In der Folge wird man infektanfälliger und kann Krankheiten weniger gut abwehren.
Wie ist das nun aber beim Sportler? Auch hier gibt es viele, die den beruflichen Ehrgeiz auch in den Sport übertragen: Höher, weiter und schneller lautet dann oftmals die Devise. Dadurch wird der Körper einerseits vermehrt einem hohen oxidativen Stress ausgesetzt, andererseits entstehen entsprechend viele Verletzungen.
Oxidativer Stress in zu hoher Menge wirkt wieder belastend auf das Immunsystem. Verletzungen werden wieder mit Heilentzündungen repariert. Dadurch werden, wie oben bereits beschrieben, Enzyme verbraucht. Je übermäßiger Sport betrieben wird und Regenerationszeiten nicht eingehalten werden, desto mehr wird das Immunsystem belastet und Enzyme für Heilentzündungen verbraucht.
Trifft der so belastete Körper nun auf einen – vielleicht auch noch unbekannten – Virus, muss sich das Immunsystem nun auch darum noch kümmern. Entweder reagiert es nun zu gering oder es kann mangels ausreichender Enzyme nicht mehr rechtzeitig herunter reguliert werden. Im schlimmsten Fall kann so eine Infektion, die sonst eher mild verlaufen würde, dazu führen, dass Komplikationen auftreten. Bis dahin, dass der Patient auf der Intensivstation beatmet werden muss und in einigen Fällen verstirbt.
Ist Sport also doch Mord? Nein, natürlich nicht. Auch hier gilt die alte Weisheit: Die Dosis macht das Gift. Wer regelmäßig Sport im aeroben Bereich betreibt, also im eher niedrigen Pulsbereich und Sauerstoffüberschuss, dazu ab und an einmal eine höher belastende Sporteinheit mit anschließenden ausreichenden Regenerationszeiten betreibt, stärk seinen Körper und sein Immunsystem. Außerdem werden so Stresshormone abgebaut.
Gründe für die Quarantäne-Maßnahmen
Auf der einen Seite ist, wie auch in diesem Beitrag, immer wieder zu lesen, dass COVID-19 in den allermeisten Fällen einen eher milden Verlauf hat. Auf der anderen Seite sieht man täglich Bilder massiver Quarantänemaßnahmen. Ohne weitere Aufklärung verwirrt das die Menschen und kann zu Ängsten und Panik führen. Die Gründe, weshalb mit allen möglichen Maßnahmen versucht wird, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, sind, dass es eben ein beim Menschen noch sehr neuer und unbekannter Virus ist. Weiterhin gibt es aktuell noch keinen zugelassenen Impfstoff mit dem oben genannte Risikopatienten geschützt werden können. Wer das Virus abgewehrt hat, ist vermutlich anschließend immun.
Während bei der Influenza schon sehr viele Menschen verschiedene Formen dieser Erkrankung durchgemacht und damit eine gewisse Immunität aufgebaut haben (eine gewisse Form des Herdenschutzes), ist dies bei SARS CoV-2 aktuell nur bei den Menschen der Fall, die bisher als geheilt entlassen wurden. Der größte Teil der Menschheit ist mit diesem Virus noch nicht in Kontakt gekommen.
Ein weiterer Grund für die teils massiven Maßnahmen ist, dass Mutationen möglichst vermieden werden sollen. Je mehr Menschen ein Virus infiziert, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Virus mutiert. Im Idealfall ist das Virus nach einer Mutation weniger gefährlich.
Das kann aber auch in die andere Richtung gehen. Hinzu kommt, dass derzeit die jährliche Influenza-Hochsaison ist. Die Ärzte möchten vermeiden, dass Influenza-Erkrankungen mit einer Vielzahl von Corona-Verdachtspatienten die Arztpraxen und Krankenhäuser über ihre Belastungsgrenzen bringen. Allein die starke Influenza-Saison 2017/2018 überforderte einige medizinische Einrichtungen.
Besonnenheit und Respekt statt Panik und Hysterie
Ist das SARS CoV-2 also so harmlos wie ein Schnupfenvirus? Sicherlich nicht. Es gilt hier durchaus besonnen zu reagieren und Respekt vor diesem Virus zu haben. Tun Sie etwas für sich und Ihr Immunsystem und achten Sie besonders darauf, dass Sie Ihrem Körper jeden Tag mit allen notwendigen Nährstoffen versorgen.
Panik, Hysterie und Verschwörungstheorien sind kontraproduktiv und helfen keinem Menschen weiter. Im Gegenteil: Wer Angst und Panik verspürt, steht unter Dauerstress! Dieser unterdrückt, wie oben beschrieben, das Immunsystem und kann überhaupt erst anfällig für Erkrankungen machen. Ob nun für einen harmlosen Infekt, der Influenza, oder eben auch für SARS CoV-2.