Alles nur Marketing? – Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit bei einer Versicherung?

Grün ist auf dem Vormarsch – auch bei der Gestaltung von Bürohaus-Terrassen.Pixabay

Alles nur Marketing?

Was bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit bei einer Versicherung?

Immer mehr Versicherer werben mit dem Schlagwort Nachhaltigkeit. Aber was macht eine nachhaltige Versicherung eigentlich aus? Hilfreiche Siegel wie bei Bio-Lebensmitteln fehlen. Doch es gibt einige Kriterien, an denen sich Kunden auf der Suche nach nachhaltigen Versicherungen orientieren können.

Von Manila Klafack | Druckansicht

Beim Einkaufen im Supermarkt können Sie als Verbraucher recht schnell erkennen, welche Lebensmittel ökologisch und fair – und damit nachhaltig – erzeugt wurden. Dafür gibt es diverse Siegel, unter anderem das staatliche Bio-Siegel mit dem grünen Sechseck. Daneben existieren zahlreiche weitere Siegel, etwa von Anbauverbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland. Auch der Einzelhandel selbst hat verschiedene Öko-Handelsnamen eingeführt.

Wollen Sie sich nun bei den Themen Versicherungen, Geldanlage und Altersvorsorge umweltbewusst und sozial orientieren, wird es ungleich schwerer. Zwar setzen Versicherungsunternehmen zunehmend auf das Thema „Nachhaltigkeit“ an sich, doch während es für nachhaltige Investmentfonds ein Siegel des Forums für nachhaltige Geldanlagen (FNG) gibt, existiert etwas Vergleichbares (bislang) für Versicherungen nicht.

Das „grüne“ Online-Verbraucherportal „Utopia“ versucht, seinen Usern zumindest ein paar Orientierungspunkte zu liefern. So investierten Versicherungen mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit ihr Geld anders als ihre konventionellen Wettbewerber. Negativkriterien für die Auswahl der Investition seien dafür eine Möglichkeit– also Regeln, in was nicht investiert wird.

Keine Nachhaltigkeitssiegel für Versicherungen

„Utopia“ nennt dafür beispielsweise den Verzicht auf Investitionen in Rüstungsunternehmen, in Betriebe, die auf Gentechnik setzen, die mit Tierversuchen arbeiten oder an Atomkraftwerken beteiligt sind. Statt in solche Firmen investieren die Versicherer in Unternehmen, deren Strategien offenkundig nachhaltig sind. Dazu zählen erneuerbare Energien, ökologische Landwirtschaft und Betriebe der sozialen Wirtschaft wie Schulen, Seniorenheime und Krankenhäuser.

Darüber hinaus können die Versicherungsgesellschaften ihre eigene Unternehmensführung besonders nachhaltig aufstellen. „Utopia“ führt hier ein „grünes“ Gebäude als Firmensitz an oder einen reduzierten oder alternativen Fuhrpark, eine aktive Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs sowie einen fairen Umgang mit Mitarbeitern und Familienfreundlichkeit im eigenen Unternehmen. Wer sich auf diese Weise engagiere, stelle seine Bemühungen zudem sehr transparent dar und habe klare Leitlinien definiert.

Krankenversicherer könnten sogar noch einen Schritt weiter gehen und erweiterte Leistungen anbieten. Das bedeute, dass sie offen für alternative und naturheilkundliche Behandlungsmethoden seien. Zudem hätten diese Unternehmen erkannt, dass es mitunter mehr bringe, sinnvolle Behandlungen zur Vorsorge zu bezahlen, als erst den Schadensfall abzuwarten.

„Grüne“ Produkte werden mehr und mehr akzeptiert

Bei Verbrauchern etablieren sich laut Umweltbundesamt zunehmend „grüne“ Alternativen zu konventionellen Produkten – auch wenn sie noch immer weitgehend als Nischenprodukte gelten. Bei den nachhaltigen Finanzanlagen vervierfachte sich demnach zwischen den Jahren 2011 und 2017 das Volumen. Im Jahr 2018 betrug der Anlagenwert 133 Milliarden Euro.

Eine grundsätzliche Bereitschaft für eine stärkerer Nachfrage ist vorhanden. Die politischen Rahmenbedingungen müssten jedoch verbessert werden, so die Empfehlung. Ein Schritt in diese Richtung wird durch die Umsetzung des EU-Aktionsplans Finanzierung Nachhaltigen Wachstums getan. Dort wird der Begriff „nachhaltiges Finanzwesen“ so definiert, dass Investitionsentscheidungen unter Berücksichtigung „umweltbezogener und sozialer Erwägungen“ getroffen werden.

Um nachhaltige von nicht-nachhaltigen wirtschaftlichen Aktivitäten unterscheiden zu können, soll ein einheitliches System zur Klassifikation, die Taxonomie, geschaffen werden. Die Regeln sollen spätestens bis Mitte 2022 in Kraft treten.

Für die Altersvorsorge und Risikoabsicherung muss der Berater dann im Gespräch die Präferenzen seines Kunden in Sachen Nachhaltigkeit erfragen. Dadurch erwarten Experten einen weiteren Schub bei der Nachfrage nach nachhaltigen Versicherungen.

Autorin:

Manila Klafack

Manila Klafack ist freie Journalistin und Diplom-Kauffrau und schreibt seit 2016 für Pfefferminzia. Nach ihrer Ausbildung als Redakteurin verantwortete sie in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.