Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel?

Das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt.Freepik

Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente

Wie sinnvoll sind Nahrungsergänzungsmittel?

Vitamine, Mineralstoffe, Pflanzenextrakte – fast 75 Prozent aller Deutschen nehmen regelmäßig sogenannte Nahrungsergänzungsmittel. Das Geschäft mit diesen Supplementen liegt voll im Trend. Experten sehen den Boom allerdings mit Sorge.

Von Achim Nixdorf | Druckansicht

Ob in Form von Vitamintabletten, Mineralstoffkapseln oder anderen Produkten – das Geschäft mit Nahrungsergänzungsmitteln boomt und soll allein in Deutschland 3,5 Milliarden Euro pro Jahr schwer sein. Die freiverkäuflichen Präparate versprechen oft positive Effekte für Gesundheit, Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Angeboten werden sie in Supermärkten und Drogerien, aber auch in Apotheken und im Internet. Doch wie sinnvoll sind solche Supplemente?

Bei normaler Ernährung überflüssig

Fakt ist: In den meisten Fällen ist die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln überflüssig. Eine ausgewogene Ernährung liefert dem gesunden Körper in der Regel alles, was er benötigt. Ausgewogen ernähren bedeutet, genügend pflanzliche Lebensmittel, Obst, Vollkorngetreideprodukte, hochwertige Fette, Proteine, sowie Vitamine und Mineralstoffe in den Speiseplan aufzunehmen.

Laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kann die Einnahme von Supplementen sogar mit gesundheitlichen Risiken verbunden sein. Denn viele Nahrungsergänzungsmittel sind so hoch dosiert, dass sie Organe wie das Herz, die Leber oder die Nieren angreifen können. Gefährlich kann es außerdem werden, wenn verschiedene Mittel auf einmal oder zusammen mit anderen Arzneien eingenommen werden.

Nur in speziellen Situationen kann eine Ergänzung dem BfR zufolge sinnvoll sein. Zum Beispiel sollten Frauen mit Kinderwunsch oder in der frühen Schwangerschaft Folsäure einnehmen, um das Risiko eines Neuralrohrdefekts beim Kind zu verringern. Ebenso sollten Menschen, die sich ausschließlich pflanzlich ernähren, Vitamin B12 zusätzlich zu sich nehmen, um einer Unterversorgung vorzubeugen.

Kein spezielles Zulassungsverfahren

Wichtig zu wissen: Nahrungsergänzungsmittel werden in Deutschland als Lebensmittel eingestuft. Im Gegensatz zu Arzneimitteln durchlaufen sie kein spezielles Zulassungsverfahren, sondern unterliegen lediglich einer Anzeigepflicht beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Die Hersteller tragen die Hauptverantwortung für die Sicherheit ihrer Produkte. Vorsicht ist deshalb vor allem beim Kauf im Internet geboten, da die dort angebotenen Mittel möglicherweise nicht den in Deutschland oder der EU geltenden lebensmittelrechtlichen Standards entsprechen.

Das BfR rät daher, vor dem Kauf die Seriosität der Anbieter sorgfältig zu überprüfen. Achten Sie zum Beispiel darauf, ob die Webseiten ein Impressum enthalten und es die gesetzlich vorgeschriebenen Angaben enthält: Das sind die Anschrift des Unternehmens (Firmensitz), der Name des Geschäftsführers und die Steuernummer. Somit ist laut Verbraucherschützern klargestellt, wer für das Produkt verantwortlich ist, und ob die Firma in Deutschland, in der EU oder in einem Drittland ansässig ist.

Weil Nahrungsergänzungsmittel Lebensmittel sind, gehört ihre Erstattung auch nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen und privaten Krankenkassen. Dasselbe gilt in der Regel für freiverkäufliche Arzneimittel. Ausnahmen sind hier bei einer medizinischen Indikation für die zusätzliche Einnahme von Vitaminen, Mineralstoffen oder Spurenelementen möglich. Erkundigen Sie sich in solchen Fällen bei Ihrem jeweiligen Versicherer.

Autor:

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.