Online zum Arzt – so funktioniert Telemedizin

Seit 2018 dürfen Ärzte in Deutschland auch Videosprechstunden anbieten.Freepik

Digitalisierung im Gesundheitswesen

Online zum Arzt – so funktioniert Telemedizin

Die Digitalisierung schreitet auch im Gesundheitswesen immer weiter voran. Seit 2018 dürfen Ärzte in Deutschland zum Beispiel Videosprechstunden anbieten, eine Form der Telemedizin, die insbesondere während der Corona-Pandemie stark an Bedeutung gewonnen hat. Lesen Sie hier, was genau Telemedizin eigentlich ist, wie sie funktioniert und wer die Kosten trägt.

Von Achim Nixdorf | Druckansicht

Telemedizin, so definiert es das Bundesgesundheitsministerium, „ermöglicht es, unter Einsatz audiovisueller Kommunikationstechnologien trotz räumlicher Trennung zum Beispiel Diagnostik, Konsultation, Monitoring und medizinische Notfalldienste anzubieten. Insbesondere im ländlichen Raum ist Telemedizin ein wichtiger Bestandteil der medizinischen Versorgung.“

Die Online-Videosprechstunde

Eine der bekanntesten Anwendungen der Telemedizin ist die Videosprechstunde. Hierbei sind Ärzte und Patienten über das Internet miteinander verbunden und können in Echtzeit kommunizieren. Diese Telediagnostik ermöglicht es, Krankheiten zu identifizieren, ohne dass sich Arzt und Patient am selben Ort befinden müssen. Patienten können ihre Symptome beschreiben und gegebenenfalls Untersuchungsdaten wie Temperatur, Blutdruck oder Blutzuckerwerte übermitteln. Dies eröffnet die Möglichkeit, eine geeignete Therapie zu besprechen und zu entscheiden, ob ein persönlicher Arztbesuch erforderlich ist.

Laut der Stiftung Gesundheitswissen kann eine Behandlung über Videochat oder Telefon grundsätzlich von allen Arztgruppen angeboten werden – ausgenommen sind Ärzte ohne direkten Patientenkontakt, wie Laborärzte, Nuklearmediziner, Pathologen und Radiologen. Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten dürfen die Videosprechstunde nur für Patienten anbieten, die bereits bei ihnen eine Therapie begonnen haben.

Für die Videosprechstunde benötigen Sie als Patient keine besondere Technik: Computer, Tablet oder Smartphone mit Bildschirm oder Display, Kamera, Mikrofon und Lautsprecher sowie eine Internetverbindung reichen aus. Die technische Verbindung läuft über einen Videodienstanbieter, den die Praxis beauftragt und der besondere Sicherheitsanforderungen erfüllen muss. Eine Verpflichtung für Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, eine Videosprechstunde anzubieten, gibt es allerdings nicht.

Privat- und Gesetzlich Versicherte in der Telemedizin

Wichtig zu wissen: Sind Sie privat versichert, dann können Sie Videosprechstunden unbegrenzt in Anspruch nehmen – die zugehörige Arztrechnung muss lediglich die erbrachten Leistungen auf Basis der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ausweisen und wird wie gewohnt im tariflich versicherten Umfang erstattet. Bei gesetzlich Versicherten gilt derzeit noch eine Obergrenze von 30 Prozent aller Behandlungen, die als Videosprechstunde erbracht werden dürfen.

PKV-Versicherer bieten darüber hinaus auch noch eigene Services an. Viele setzen dabei auf Apps, über die die Versicherten per Telefon oder Video ein Arztgespräch rund um die Uhr zu Ihrem Wunschtermin buchen können. Bei Bedarf ist auf diesem Weg auch die Ausstellung von Facharztüberweisungen, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen oder Privatrezepten möglich. Auch für Zweitmeinungen stehen die Telemedizin-Ärzte zur Verfügung. Ähnliche Apps haben inzwischen auch einige gesetzliche Kassen wie die Barmer oder die Techniker im Angebot.

Die Zukunft der Telemedizin in Deutschland

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat angekündigt, die erwähnte 30-Prozent-Obergrenze für kassenärztliche Videosprechstunden aufzuheben, um die Potenziale der Telemedizin für die gesamte Bevölkerung besser nutzen zu können. Besonders in ländlichen und strukturschwachen Gebieten, in denen es wenige Fachärzte gibt, können digitale Angebote fraglos sinnvoll sein. Nicht jede Krankheit lässt sich allerdings gut aus der Ferne beurteilen, was die Gefahr von Falschdiagnosen erhöht. Den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient wird die Telemedizin deshalb nur ergänzen, aber nicht ersetzen können, sind sich Experten einig.

Autor:

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.