Die Rückkehr der Zinsen – was bedeutet das für Sparer?

Im Würgegriff der Inflation: Geld verliert derzeit immer mehr an Wert.Freepik

Geldanlage in Inflationszeiten

Die Rückkehr der Zinsen – was bedeutet das für Sparer?

Viele Jahre lang war bei sicheren Anlageformen wie Sparbuch, Tagesgeld und Festgeld für Sparer nichts zu holen. Seitdem die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende eingeläutet hat, gibt es nun endlich wieder Guthabenzinsen. So erfreulich diese Entwicklung auch ist, ein langfristiger Vermögensaufbau lässt sich so nur schwer gestalten.

Von Achim Nixdorf | Druckansicht

Seit dem Sommer letzten Jahres hat die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen in der Eurozone in mehreren Schritten deutlich angehoben. Aktuell liegt der Leitzins bei 3,5 Prozent und der für Sparzinsen wegweisende Einlagenzins bei 3 Prozent. Für Sie als Sparer ist das eine gute Entwicklung. Sie können sich freuen, endlich wieder Zinsen für Ihr Erspartes auf Tages- oder Festgeldkonten zu erhalten. Für Festgeldanlagen mit 2 Jahren Laufzeit zahlen manche Geldhäuser schon wieder um die 3 Prozent Zinsen. Allerdings sind das eher noch Ausnahmen.

Können Sparerinnen und Sparer, die ihr Geld möglichst sicher anlegen wollen, also endlich aufatmen? Leider nicht. Denn beim Vermögensaufbau spielt neben der Rendite auch die Inflationsrate eine wichtige Rolle. Und die bewegt sich seit Juli 2021 in Deutschland auf Rekordniveau. Aktuell liegt sie bei 7,4 Prozent (Stand: März 2023). Im Januar und Februar waren es 8,7 Prozent. So machen sich die gestiegenen Zinsen am Ende im Geldbeutel kaum bemerkbar, im Gegenteil. 

Realzins bleibt negativ

Mit anderen Worten: Was sind 2 oder sogar 3 Prozent Zinsen im Vergleich zu 8 Prozent Inflation? Der Realzins – also der Zins abzüglich der Inflation – bleibt weiterhin negativ. Haben Sie zum Beispiel zum Jahresanfang 1.000 Euro zu einem Zinssatz von 2 Prozent angelegt, befinden sich am Jahresende 1.020 Euro auf Ihrem Konto. Wenn Sie das Geld ausgeben, haben Ihre 1.020 Euro ­– bei einer unterstellten Inflation von 8 Prozent – aber nur noch eine Kaufkraft von gut 944 Euro. Tatsächlich stehen Sie trotz der Zinszahlung also schlechter da als zu Jahresbeginn.

Auch wenn sich der Preisauftrieb in den kommenden Monaten beruhigen sollte, sind positive Realzinsen nicht so schnell zu erwarten. Ein langfristiger Vermögensaufbau, etwa für die Altersvorsorge, lässt sich mit klassischen, zinsbasierten Anlagen also derzeit nicht realisieren.

Sachwerte können Inflationsschutz bieten

Experten empfehlen vor diesem Hintergrund, in Sachwerte zu investieren, etwa in fondsgebundene Rentenversicherungen, die Anteile von Unternehmen enthalten, sprich: Aktien. Denn bei Unternehmen, die höhere Preise weitergeben können, bleiben deren Gewinne und der Unternehmenswert relativ erhalten. Natürlich bergen die Börsen mit ihren Kursschwankungen auch Risiken. Wer aber langfristig anlegen kann, landet ziemlich sicher im Plus und hat sogar beste Chancen, auch die Inflation zu schlagen. Geldwerte wie Zinsanlagen bieten dagegen keinen Inflationsschutz, da ihr Wert sich nicht an die steigenden Preise anpasst. Stattdessen bleibt ihr Wert nominal gleich, man kann aber durch die Teuerung immer weniger dafür kaufen.

Autor:

Achim Nixdorf

Achim Nixdorf ist seit April 2019 Content- und Projekt-Manager bei Pfefferminzia. Davor arbeitete er als Tageszeitungs- und Zeitschriftenredakteur mit dem Fokus auf Verbraucher- und Ratgeberthemen.