Corona-Einsamkeit kann Hirninfarkt-Risiko erhöhen
Der „Tag gegen den Schlaganfall“ am 10. Mai steht in diesem Jahr unter dem Motto „Erst einsam, dann krank – Kümmern schützt vor Schlaganfall!“ Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe möchte damit auf die fatalen gesundheitlichen Folgen sozialer Isolation hinweisen – ein Thema, das durch die Corona-Kontaktbeschränkungen aktueller denn je ist.
„Einsamkeit ist Todesursache Nr. 1“
Tatsächlich zeigt eine Langzeitstudie der Uniklinik Essen, dass soziale Isolation – also Einsamkeit – das Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle um über 40 Prozent erhöhen kann. Für den Psychiater und Bestsellerautor Manfred Spitzer ist Einsamkeit sogar „die Todesursache Nr. 1 in westlichen Ländern“.
Liz Mohn, die Präsidentin der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, ruft deshalb zu mehr Engagement im Kampf gegen die Volkskrankheit auf. Jeder sei gefragt, sich um Menschen zu kümmern, die von Einsamkeit bedroht seien. Viele Schlaganfälle ließen sich so verhindern.
270.000 Fälle pro Jahr
Jährlich erleiden zirka 270.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfall. 1,8 Millionen Menschen leben bereits mit den Folgen. Ein Schlaganfall ist die häufigste Ursache für Behinderungen im Erwachsenenalter. Rund 60 Prozent der Betroffenen sind dauerhaft auf Therapie, Hilfsmittel oder Pflege angewiesen. Lähmungen schränken viele Betroffene in ihrer Mobilität ein. 30 bis 40 Prozent erleiden eine Sprachstörung und etwa ebenso viele Menschen erkranken an einer Depression.
Was genau ist ein Schlaganfall?
Der Schlaganfall wird oft auch Hirninfarkt genannt, weil in den meisten Fällen, ähnlich wie bei einem Herzinfarkt, ein Blutgefäß verstopft. Damit werden die Blutversorgung und so der Sauerstofftransport ins Gehirn „schlagartig“ unterbrochen. Grund dafür ist insbesondere die sogenannte Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Dabei bilden sich über Jahre Ablagerungen aus zum Beispiel Cholesterin in den Gefäßen und verengen sie. Irgendwann sind sie dann so schmal, dass sie durch Blutplättchen verstopft werden können.
Ein weiterer Auslöser kann ein geplatztes Blutgefäß sein. Dem Druck, mit dem das Blut durch die Gefäße fließt, kann nicht mehr standgehalten werden. Auch hier sind die Gefäße durch Arterienverkalkung meist vorgeschädigt.
Schlaganfall-Test
Besteht eine Unsicherheit, ob ein Schlaganfall vorliegt, empfehlen Experten, sicherheitshalber immer den Notruf zu wählen. Der ist europaweit unter Telefon 112 erreichbar. Zu den wichtigsten Symptomen zählen Seh- und Sprachstörungen, Taubheitsgefühle, Schwindel und starke Kopfschmerzen. Zudem gibt es einen einfachen Test, mit dem der Verdacht auf einen Schlaganfall geprüft werden kann. Das ist der sogenannte FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time), der aus dem englischsprachigen Raum stammt.
- Face (Gesicht) – die betroffene Person kann nicht mehr richtig lächeln, weil ein Mundwinkel herabhängt.
- Arms (Arme) – der Betroffene kann nicht mehr beide Arme nach vorne strecken und dabei die Handoberflächen nach oben drehen.
- Speech (Sprache) – der Schlaganfallpatient kann keinen einfachen Satz mehr nachsprechen.
- Time (Zeit) – jetzt kommt es auf jede Sekunde an, und es sollte sofort ein Arzt gerufen werden.
Gesunder Lebensstil verringert Risiko
Rund 70 Prozent aller Schlaganfälle gelten als vermeidbar, denn ein gesunder Lebensstil nimmt bedeutsamen Einfluss auf die Risikofaktoren. Zu letzteren gehören vor allem Bluthochdruck, Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen und Alkohol. Aber eben auch Einsamkeit.
Löst Corona Schlaganfälle aus?
Zwei aktuelle Studien aus den USA und Griechenland erhärten inzwischen auch den Verdacht, dass Corona bzw. COVID-19 neurologische Erkrankungen wie Schlaganfälle hervorrufen kann.
Mediziner sehen hier starke Parallelen zur Spanischen Grippe 1918, berichet die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Auch diese führte zu ungeklärten neurologischen Beschwerden, an denen noch ein Jahrzehnt lang über eine Million Menschen litten. „Das zeigt, dass eine neurologische Nachbetreuung von COVID-19-Patienten mit entsprechend weiterführender Diagnostik enorm wichtig ist“, meint deshalb Professor Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie.
Mehr Informationen zum Anti-Schlaganfall-Tag finden Sie hier.