Einsamkeit kann Seele und Körper krankmachen
Kein Besuch von den Kindern und Enkeln, kein Einkaufen gehen, kein Kaffeekränzchen mit Freunden, kein Händeschütteln, kein Umarmen – während der Corona-bedingten Lockdown-Phase waren einst aktive Senioren plötzlich zur sozialen Isolation verdammt. Wochenlang war das eine neue Realität in Deutschland.
Die Einsamkeit vieler verstärkte sich – und das nicht nur bei Senioren. Alle Bevölkerungsschichten waren und sind davon betroffen. Die soziale Distanz verstärkt oft das Gefühl, einsam zu sein. Und das wiederum wirkt sich nicht nur auf die Psyche aus, sondern beeinflusst auch den Körper.
Einsamkeit und ihre Folgen für den Körper
Der Psychiater Manfred Spitzer veröffentlichte bereits vor zwei Jahren ein Buch, das sich mit diesem Thema beschäftigt. „Einsamkeit. Die unerkannte Krankheit“ lautet der Titel. Das Stresshormon Cortisol, das bei Menschen vermehrt festgestellt wird, die sich einsam fühlen, könne zu Bluthochdruck, zu höheren Blutzuckerwerten und zu einer Schwächung des Immunsystems führen, schreibt er. Krankhaft sei Einsamkeit vor allem, wenn sie chronisch auftrete und der Betroffene keinen Ausweg mehr finde.
Gedanken bearbeiten
Es gibt aber durchaus Wege, sich aus der Einsamkeit herauszuziehen. Die negativen Gedanken, etwa dass man nicht gut, nicht interessant oder nicht wertvoll für andere ist, gilt es als erstes abzustellen. Das ist der vermutlich schwierigste Teil. Außerdem sollte Einsamkeit nicht als Makel gesehen werden, für den sich Betroffene schämen müssten. Niemand ist schuld daran, einsam zu sein. Es gibt viele unterschiedliche Gründe, die zu diesem Gefühl führen. Selbstvorwürfe und Abwertungen schaden nur. Das Selbstwertgefühl muss vielmehr wieder aufgebaut werden.
Gesellschaft suchen
Auch wenn es vor allem anfangs schwerfällt: Wer sich überwindet und Kontakt zu anderen Menschen sucht und aufbaut, befreit sich Stück für Stück aus der Spirale der Einsamkeit. Oft fällt es leichter, zu zweit etwas Neues zu beginnen. Eventuell gibt es jemanden, der sich als Begleitung anbietet.
Das Helfen innerhalb der Familie könnte eine Möglichkeit sein, wieder mehr sozialen Kontakt zuzulassen. Oder ein regelmäßiger Kaffeeklatsch mit ehemaligen Kollegen und Kolleginnen oder mit den Nachbarn. Vielleicht gibt es Angebote für Spielenachmittage oder ähnliches im Seniorenwohnsitz. Oder in der Nähe findet regelmäßig ein Tanztee statt, eine Sportgruppe trifft sich – auch ein Computer-, Näh-, Sprach- oder sonstiger Kurs an der Volkshochschule wäre möglich, um geistig aktiv zu bleiben und gleichzeitig Kontakte zu knüpfen.
Wer über die Anschaffung eines Haustiers, etwa eines Hundes, nachdenkt, kann zunächst oder als komplette Alternative Gassi-geh-Patenschaften mit dem Tierheim vor Ort absprechen. So liegt nicht die gesamte Verantwortung für die Versorgung des Tieres in den eigenen Händen und trotzdem kommen die Vorzüge, wie regelmäßige Bewegung und soziale Kontakte, zum Tragen.
Der Umzug in ein betreutes Wohnen oder in eine Senioren-Wohngemeinschaft kann eine weitere Gelegenheit liefern, wieder mehr zu interagieren. Eventuell ist das eigene Zuhause ohnehin nicht mehr geeignet, weil zu viele Treppen verbaut sind, oder es einfach zu groß geworden ist.
Anderen helfen, vielleicht in einem Ehrenamt
Es ist ein alter Spruch „Geben ist seliger denn nehmen“ und doch steckt viel Wahrheit dahinter. Ob Kirchen- oder Dorfverein, im Museum oder die Mitarbeit in einer Suppenküche oder ähnlichem, überall werden helfende Hände gebraucht. Wer anderen hilft, profitiert auch selbst. Das Gefühl der Einsamkeit schwindet nach und nach, da man in Gemeinschaft handelt und gebraucht wird.