Mangel an passenden Produkten und fehlende Transparenz
Knapp die Hälfte (48 Prozent) der Deutschen hält das Thema Nachhaltigkeit in der Altersvorsorge inzwischen für „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“. Ein gutes Drittel hält es für unwichtig, gut 20 Prozent sind unentschieden. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey.
Eine spezielle Bedeutung des Themas in jüngeren Altersschichten lässt sich hierbei nicht erkennen. Auch die ältere Generation misst Nachhaltigkeit bei der Altersvorsorge eine große Bedeutung zu. „Stattdessen“, so die Studie, „zeigt sich ein deutliches Stadt-Land-Gefälle: Während 54 Prozent der Befragten aus sehr dicht besiedelten Ballungsgebieten Nachhaltigkeit im Rahmen ihrer Altersvorsorge eine hohe Bedeutung beimessen, sind es aus Gebieten mit niedriger Bevölkerungsdichte nur gut 40 Prozent. Der urbane Trend zu einer nachhaltigen Lebensweise bestätigt sich also auch beim Thema Altersvorsorge.“
Insbesondere die Wahrung von Menschenrechten (60 Prozent) nennt die Mehrheit der Befragten als wichtigen Aspekt. Dahinter folgen beinahe gleichauf die Bereiche Umweltschutz (48 Prozent), Vermeidung von Kinderarbeit (47 Prozent), Klimaschutz (46 Prozent) sowie der Ausschluss von Investitionen in die Rüstungs- und Waffenindustrie (45 Prozent). Auffallend: Die Themen Umwelt- und Klimaschutz spielen für die jüngere Bevölkerung (18 bis 39 Jahre) eine größere Rolle als für ältere Generationen.
Im Wesentlichen bestätigt sich damit die Annahme, dass alle drei Kategorien sogenannter ESG-Kriterien für die Deutschen relevant sind: Umweltthemen (E für Environment), Soziale Themen (Social) und Aufsichtsstrukturen (G für Governance). In der Finanzwirtschaft werden diese Faktoren teilweise bereits genutzt. Bei Versicherungen, und insbesondere in der Altersvorsorge, existieren diese allerdings nicht.
Aktuell kaum passende Angebote für die Nachfrage
Breites Interesse an einer nachhaltigen Altersvorsorge auf Kundenseite besteht also. Dass dieses Thema jedoch bislang keine größere Bedeutung spielt, liegt im Wesentlichen an zwei Faktoren: Zum einen mangelt es derzeit noch an der Überprüfbarkeit und Transparenz der Nachhaltigkeitskriterien. 44 Prozent bzw. 41 Prozent der Befragten nennen dies auf die Frage nach den größten Hindernissen. Zum anderen fehlt es schlicht an passenden Angeboten. 41 Prozent der Befragten sehen das fehlende Angebot als ein wesentliches Hindernis an, soziale und ökologische Nachhaltigkeitskriterien bei der Wahl der Altersvorsorge zu berücksichtigen.
Darum, so das Fazit, seien Anbieter, Politik und Verbraucherschützer nun gefragt. Nachhaltigkeit sei längst kein Nischenthema mehr und werde von den Menschen auch bei der Altersvorsorge gewünscht. Versicherungsunternehmen müssten hier Produkte schaffen, die nicht teurer sind als konventionelle. Sie müssten gemeinsam mit der Politik und Verbraucherschützern über diese Angebote aufklären. Zudem könnte eine Ampelkennzeichnung ähnlich wie in der Lebensmittelbranche, die Transparenz bringen, die bislang fehlt. Hier sei die Politik gefragt, entsprechend klare und eindeutige Vorgaben zu machen.
Konkret ziehen die Studienautoren sechs Schlussfolgerungen aus ihren Ergebnissen:
- Nachhaltige Altersvorsorge ist längst kein Nischenthema mehr
- Große Nachfrage stößt auf geringes Angebot
- Ampelkennzeichnung als Antwort auf Wunsch nach mehr Transparenz
- Aufklärungsbedarf: Nachhaltigkeit und Rendite bilden keinen Widerspruch
- Schluss mit Preisdiskriminierung
- Neue Europarente kann den Durchbruch bringen