Warum das Zahnimplantat aus dem Ausland nicht immer günstiger ist
Zahnersatz ist in Deutschland teuer und die gesetzlichen Krankenkassen zahlen wenig. Ein Zahnimplantat kostet rund 2000 Euro. Wer gleich mehrere marode Zähne bei seinem Zahnarzt in Deutschland behandeln lässt, kommt schnell auf den Betrag eines Kleinwagens.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen von den Kosten für den Zahnersatz nur einen Bruchteil: 50 Prozent einer Standardlösung – etwa für eine Brücke aus einer Metall-Legierung. Eine von der Regelversorgung abweichende Zahnprothese wie eine verblendete Krone oder ein Implantat ist Sache der Patienten. Die aus der Sockelleistung entstehenden Mehrkosten darf jeder selbst tragen. Ein lückenlos gepflegtes Gebiss wird so zu einer Frage des Einkommens.
Im Trend: für das Zahnimplantat über die Grenze
Immer mehr Patienten packen inzwischen ihre Koffer und reisen zur wesentlich günstigeren Stippvisite über die Grenze. Ein schneller Kurztrip nach Polen, Tschechien oder Ungarn, nach Luxemburg oder Belgien, per Billigflieger auf die Balearen – Brücke inklusive: das klingt gut und preiswert. Wo Zahnersatz im Ausland am günstigsten ist, verraten einschlägige Seiten im Internet. Laut Werbeversprechen soll ein Zahnimplantat in Polen und anderen osteuropäischen Ländern 50 bis 80 Prozent günstiger sein als beim Zahnarzt in Deutschland. So wundert es nicht, dass Zahnarzt-Tourismus boomt.
Heil- und Kostenplan gilt auch für das Ausland
Für eine Zahnarzt-Behandlung im Ausland spricht im Prinzip nichts, meint Dörte Elß von der Verbraucherzentrale Berlin. Aus Sicht der Verbraucherschützerin kann sich das finanziell durchaus lohnen. Allerdings müssten bei der Kostenplanung immer auch die Reise- und Übernachtungskosten berücksichtigt werden. Außerdem gilt: Auch bei Zahnersatzbehandlungen im Ausland muss vor Behandlungsbeginn ein Heil- und Kostenplan von der Krankenkasse genehmigt werden. Das Dokument muss in deutsch abgefasst sein und die genaue Behandlung und deren Kosten aufführen.
Auf die Qualität achten
Wer im Ausland zum Zahnarzt geht, geht auch ein Risiko hinsichtlich der Qualität ein. Darauf weist Dr. Viktor-Emil Karapetian, Zahnarzt und Oralchirurg des Carree Dental in Köln, hin. „Günstige Preise für Implantate im Ausland mögen verlockend sein. Doch das Risiko ist groß, hier an unzulänglich qualifizierte, unerfahrene Dentalchirurgen zu geraten oder an Anbieter, die günstig, aber mit minderwertigen Materialien arbeiten“, so Karapetian. Was nicht vergessen werden solle, seien mögliche Folgekosten. „Oft sind Nachbehandlungen und Nachbesserungen schwierig zu bekommen und mit weiteren kostspieligen Reisen verbunden. In Deutschland besteht eine zweijährige Gewährleistungspflicht, in anderen Ländern oft nicht.“
Hinzu kommt, dass der Hauszahnarzt in Deutschland womöglich keine Nachbesserungen vornehmen wird, da er keine Haftung übernehmen möchte. Die Bundeszahnärztekammer empfiehlt daher, die Entscheidung über den Herstellungsort des Zahnersatzes mit ihm abzusprechen. Andernfalls könnte der Zahnarzt die gesamte Behandlung wiederholen wollen – und das geht dann noch einmal ins Geld.