Neue Modelle der Altersvorsorge: Würde ein Staatsfonds die Renten sichern?

Auch im deutschen Reichstag wird über einen Staatsfonds diskutiert.Pixabay

Neue Modelle der Altersvorsorge

Würde ein Staatsfonds die Renten sichern?

Das deutsche Rentensystem stößt langsam an seine Grenzen. Doch wäre ein Staatsfonds eine Alternative, um vor allem die jüngeren Generationen zu entlasten? Einige Politiker und Wissenschaftler sehen in der Staatsfonds-Rente einen vielversprechenden Ansatz. Andere warnen vor Lösungen, die zu stark auf Unternehmensbeteiligungen und Aktien aufbauen.

Von Manila Klafack | Druckansicht

Fest steht: Die Rente ist nicht sicher. Vor allem nicht für jüngere Generationen. Das umlagefinanzierte System, das auf mehr Beitragszahler als Rentenbezieher setzt, geht in seiner jetzigen Form schwierigen Zeiten entgegen. Schuld ist der demografische Wandel – und es sind auch jene, die bis heute nicht genug an der vorhersagbaren Misere geändert haben.

Darüber, dass es eine gravierendere Veränderung im Rentensystem geben muss, waren und sind sich Politiker im Klaren. Doch die Regierung hat das Rentenpaket im Koalitionsvertrag bis 2025 einmal mehr fixiert. Einig war man sich über das Rentenniveau, das nach 45 Beitragsjahren weiterhin bei 48 Prozent liegen soll. Der Beitragssatz von aktuell 18,6 Prozent darf im Übrigen nicht über 20 Prozent klettern. Doch wie geht es dann weiter?

Rentenkommission sucht nach Alternativen

Es muss eine Lösung her. Nicht allein die alternde Gesellschaft stellt das deutsche Sozialsystem vor gravierende Herausforderungen. Hinzu kommt der seit nunmehr zehn Jahren andauernde Niedrigzins, der einen ergänzenden privaten und zudem profitablen Vermögensaufbau mit klassischen Sparanlagen so gut wie unmöglich macht.

Mögliche Alternativen diskutiert derzeit die Rentenkommission „Verlässlicher Generationenvertrag“. Bis März soll die von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) ins Leben gerufene Gruppe aus Vertretern der Sozialpartner, Politik und Wissenschaft erste Ideen auf dem Tisch liegen.

Mehr Risiko für mehr Wohlstand?

Mitunter werden Rufe nach Systemen laut, die auf Unternehmensbeteiligungen und Aktien beruhen. Ein Rentenmodell, das risikoreicher am Kapitalmarkt investieren könne, werde mit Aktien und Aktienfonds wesentlich mehr Rendite erwirtschaften, glauben die Befürworter und plädieren für einen Staatsfonds.

Eine andere Idee, die genau wie die fondsgebundene Rentenversicherung letztlich auf mehr Rendite abzielt, ist die Anfang Januar aus den Reihen der CSU-Landesgruppe im Bundestag um Alexander Dobrindt gestellte Forderung nach einer „festverzinsten Innovationsanleihe“. Dieses Staatsprodukt garantiere Sparern zehn Jahre lang einem Zinssatz von 2 Prozent. Mit dem so eingesammelten Geld könnten technologische Start-ups und Innovationen vorangetrieben werden.

Nordische Länder als Vorbild

Die Befürworter eines deutschen Staatsfonds verweisen gern auf den weltweit größten Staatsfonds in Norwegen mit einem Vermögen von über 800 Milliarden Euro.

Das norwegische Konstrukt basiert auf den staatlichen Öleinnahmen des Landes. Mit dem Fonds soll für die Zeit vorgesorgt werden, wenn sich die Reserven des schwarzen Goldes in der Nordsee dem Ende entgegen neigen und dieses Vermögen zur Stabilisierung des Rentensystems beitragen kann. Vergleichbare Rohstoffreserven gibt es in Deutschland nicht.

Auch Schweden hat einen staatlichen Fonds als Zusatzvorsorge für die Bürger. Sie können jedoch aus rund 800 weiteren Fondsanlagemöglichkeiten wählen. Bemerkenswert in beiden Fällen ist jedoch, dass Aktien eine deutliche Rolle bei der Anlage der Gelder spielen.

Tücke eines Staatsfonds

Hat der Staat die Verfügungsgewalt über einen Staatsfonds, birgt dies das Risiko, dass bei Bedarf darauf zugegriffen wird. Man denke an die abgeschmolzene Nachhaltigkeitsreserve der Deutschen Rentenversicherung oder den Vorsorgefonds der Beamtenversorgung. Schlimmer noch ging es im Zuge der europäischen Bankenkrise an den irischen Pensionsfonds, der den Großteil des dortigen Rettungspaketes stemmen musste.

Wird Vorsorge zur Pflicht?

Wenn über Alternativen zur gesetzlichen Rentenversicherung diskutiert wird, kommt oft auch zur Sprache, dass das Einzahlen in eine zusätzliche Vorsorge für die Bundesbürger verpflichtend werden sollte. Das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) hat die Deutschen im vergangenen Jahr nach ihrer Meinung dazu befragt.

Das Ergebnis: Knapp ein Drittel (31 Prozent) lehnt einen Zwang ab. 43 Prozent glauben jedoch, dass eine Verpflichtung hier das Risiko der Altersarmut insbesondere für Geringverdiener minimieren kann. Finanzieren sollten das die Unternehmen, so die Meinung der Hälfte der Befragten (53 Prozent). Und 58 Prozent würden in solch einem System auch die nicht-versicherungspflichtigen Personen, wie Beamte und Selbstständige, einbeziehen.

Autorin:

Manila Klafack

Manila Klafack ist freie Journalistin und Diplom-Kauffrau und schreibt seit 2016 für Pfefferminzia. Nach ihrer Ausbildung als Redakteurin verantwortete sie in verschiedenen mittelständischen Unternehmen den Bereich der Öffentlichkeitsarbeit.